Nachholspiel-Posse immer skurriler

Nachholspiel-Posse immer skurriler

Die Fußball-Europameisterschaft in Polen und der Ukraine nahm sich am Montag und Dienstag eine kleine Verschnaufpause zwischen dem abgeschlossenen Viertelfinale und dem heute beginnenden ersten Halbfinale. Das passt ja gut, dachte sich der Schleswig-Holsteinische Fußballverband (SHFV) und setzte für Dienstagabend, 19 Uhr, ein Nachholspiel in der Verbandsliga Nord-Ost an - über einen Monat nachdem der letzte Spieltag ausgetragen wurde.

Quelle Eckernförder Zeitung vom 27.06.2012

Die Fußball-Europameisterschaft in Polen und der Ukraine nahm sich am Montag und Dienstag eine kleine Verschnaufpause zwischen dem abgeschlossenen Viertelfinale und dem heute beginnenden ersten Halbfinale. Das passt ja gut, dachte sich der Schleswig-Holsteinische Fußballverband (SHFV) und setzte für Dienstagabend, 19 Uhr, ein Nachholspiel in der Verbandsliga Nord-Ost an - über einen Monat nachdem der letzte Spieltag ausgetragen wurde.

Die Partie zwischen Inter Türkspor Kiel und dem Eckernförder SV ist, fast zwei Monate nach dem angesetzten ersten Spieltermin, zu einer großen Posse geworden. Rückblick: Am 1. Mai gab es beim Stand von 1:0 für die Hausherren aus Kiel einen Elfmeter für den Eckernförder SV. Die Chance zum Ausgleich war da. Frank Mettig lief an - und haute das Leder über das Tor. Nur wenige Meter entfernt ging Schiedsrichter-Assistent Sven Lüdtke plötzlich zu Boden. Lüdtke erklärte dem Hauptschiedsrichter Christopher Heyn vom TuS Rotenhof, dass er geschubst worden sei, woraufhin die Partie beim Stand von 1:0 für Inter Türkspor Kiel in der 85. Minute abgebrochen wurde. Aus dem Fußballspiel wurde so ein Fall für die Gerichtsbarkeit des Verbandes. "Schade, dass ein eigentlich faires und streckenweise hochklassiges Spiel so enden muss", bilanziert ESV-Trainer Henning Seemann nach Spielende.

Mittlerweile hat sich einiges getan. Nachdem der Fall beim Sportgericht landete, gab der Verband am 18. Mai bekannt, dass das Spiel für den ESV gewertet wird. Pressesprecher Tobias Kruse erklärt: "Aufgrund des Zeitdrucks, da beide Mannschaften zu dem Zeitpunkt noch in die SH-Liga aufsteigen konnten, gab es ausnahmsweise nur eine Entscheidung im schriftlichen Verfahren. Und das Sportgericht hat der Version des Schiedsrichter-Assistenten durch die Gespräche geglaubt." Inter Türkspor legte fristgerecht Einspruch gegen die Wertung und das Urteil ein, sodass der Fall nun vor das Verbandsgericht kam. Und wieder mahlten die Mühlen der Gerechtigkeit - allerdings wieder ziemlich langsam. Erst am 14. Juni bekam der Eckernförder SV das neue Urteil des Verbandsgericht zugestellt. Erst am 14. Juni bekam der Eckernförder SV das neue Urteil des Verbandsgericht zugestellt: Plötzlich wurde das Spiel mit 0:1 gegen den ESV gewertet. Manfred Medler, technischer Leiter beim ESV, sagt: "Wir sehen es nicht ein, dass wir ohne jegliches eigenes Verschulden als Verlierer aus diesem Spiel gehen." Doch das einzige Rechtsmittel, welches dem ESV nach der Entscheidung des Verbandsgerichts blieb, war eine Neuansetzung der Partie zu fordern. Von diesem Rechtsmittel machte der ESV gebrauch um seine Unzufriedenheit über das Urteil zu dokumentieren, auch wenn von vornherein klar war, dass der ESV keine Mannschaft zusammenbekommt und es auch gar nicht probiert. "Wir haben den Spieler darüber gar nicht informiert", erklärt Seemann. Der Verband nahm die Forderung nach einer Neuansetzung gerne an und war schnell zur Stelle mit einer Neuansetzung am gestrigen Dienstag. "Der Verband macht es sich schön leicht und setzt das Spiel fast zwei Monate nach dem Abbruch neu an. Das ist eine bodenlose Frechheit. Ich bin wirklich enttäuscht", findet Medler deutliche Worte. Verbandssprecher Kruse versteht den Ärger nicht: "Wenn der ESV das Spiel nachholen möchte, sollte der Verein auch in der Lage sein, eine Mannschaft zusammen zu bekommen."

Am Dienstagvormittag folgte der finale Akt in der Nachholspiel-Komödie: Der ESV sagte die Partie ab, die er selber gefordert hat, wodurch nun endgültig Klarheit über den Ausgang des Spiels herrscht. Der ESV verlor wegen Nichtantretens.

Für den betroffenen Linienrichter Sven Lüdtke ist die Entscheidung des Verbandsgericht nicht nachzuvollziehen. Er sagte zu unserer Zeitung: "Ich bin erschrocken über das Urteil und fühle mich als Schiedsrichter nicht geschützt vom Gericht." Abschließend versucht Kruse die Entscheidung zu erklären: "Selbstverständlich ist der Schutz des Schiedsrichters oberstes Gebot für das Verbandsgericht. Nach der mündlichen Verhandlung lagen dem Gremium jedoch nicht genügend Beweise vor, die die Aussagen des Schiedsrichter-Assistenten eindeutig belegen."
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